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Monoland

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Das ist es also, was von dem Versprechen bleibt: eine schlichte Hütte für sie und die drei Kinder. Ohne Wasser, ohne Strom, ohne Tageslicht.

Ein einfaches Leben, das auch ein kompliziertes Leben ist. Sie, die Witwe. Ihre Kinder, die Waisen. Ihr Mann, der Selbstmörder.

Nur eine einzige Nacht: Sie änderte das Leben von Maya S. Meshram und ihrer Familie schlagartig.

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Vom besseren Leben für die Bauern und ihre Familien schreibt der Konzern. Besseres Saatgut für den Acker, bessere Ernten für das Einkommen, bessere Bildung für die Kinder.

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Das Versprechen

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Der Konzern heißt Monsanto India. Er hat eine Internetseite. Dort finden sich Informationen über das, was der Konzern tut:

"Unser Bekenntnis, Leben zu verbessern: Wir halten viel davon, Bauern und Bauernfamilien, Frauen und Kinder in den Gemeinden, wo wir leben und arbeiten, dabei zu helfen, ihre Lebensmumstände zu verbessern. Unser Ansatz ist es, ihnen bessere Informationen sowie einen Zugang zu Bildung und Gesundheitseinrichtungen bereitzustellen und ihnen somit zu ermöglichen, bessere Entscheidungen für ihr Leben zu treffen."

(Original)

"Monsanto hat sich verpflichtet, mit einer breiten Palette an Lösungen dabei zu helfen, unsere wachsende Welt zu ernähren.

Wir stellen Saatgut her für Früchte, Gemüse und wichtige Nutzpflanzen - wie Mais und Baumwolle -, das Landwirten hilft, bessere Ernten einzufahren, während sie gleichzeitig Wasser und andere wertvolle Ressourcen effizienter nutzen."

(Original)

"Bei Monsanto sorgen wir dafür, dass Landwirte besseres Saatgut erhalten. Wir tun das mit einem Weltklasse-Züchtungsprogramm, das darauf ausgelegt ist, die besten Pflanzen zu finden, die an lokale Bedingungen angepasst sind.

Und manchmal nutzen wir dafür Gentechnik, um Pflanzen mit vorteilhaften Merkmale hervorzubringen, die zum Beispiel Trockenheit besser aushalten, Herbizid-Anwendungen widerstehen oder Schädlinge abwehren können."

(Original)

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Im Bundesstaat Maharashtra, im Baumwollgürtel Indiens, glauben die Bauern und ihre Familien dem Konzern. Kredite für das Saatgut mit dem Rekordernte-Versprechen. Darlehen für die passenden Spritzmittel. Schulden für den Dünger.

Und dann kommt die Wirklichkeit: Schlechte Ernten. Einnahmeausfälle. Überschuldung.

So geht sie, die Geschichte von mindestens 200.000 Familien in Indien. Kinder werden zu Waisen. Ehefrauen zu Witwen. Väter zu Selbstmördern.

Nehmen sich das Leben, weil sie keinen Ausweg mehr sehen. Die gebrochenen Versprechen. Die Schulden. Die Scham.






(weitere Informationen)

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Aber es ist auch ihre Geschichte: Maya S. Meshram aus dem Dorf Bhilli, seit fünf Jahren verwitwet.

Die Töchter Ankita und Ashtashita und der Sohn Surey, seit fünf Jahren ohne Vater.

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Maya S. Meshram

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Der Mann von Maya S. Meshram  stirbt mit 35 Jahren:

„Er ist ganz früh morgens, als wir alle noch schliefen, aus dem Haus gegangen und in den Dorfbrunnen gesprungen. In den Tagen davor hatte er viele sinnlose Dinge gesagt. Auch Alkohol spielte eine Rolle; die Depressionen führen bei den Männern dazu, immer mehr Alkohol zu trinken.

Aber trotzdem hätte ich nie gedacht, dass er so etwas tut. Er war noch so jung.“

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Das ist es also, was von dem Versprechen bleibt, in Bhilli, Bundesstaat Maharashtra, im Baumwollgürtel. Wo der Konzern sagt: Weniger ist besser. Lieber nur eine Handvoll Sorten, aber dafür unsere Weltklasse-Züchtungen.

Doch die Monotonie bringt kein Leben. Sie bringt den Tod nach Maharashtra.

Maharashtra ist Monoland.

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Es ist ja nicht so, dass es keine Alternativen zu Monoland gibt.

Ganz im Norden von Indien zum Beispiel. Dort liegt die Stadt Dehradun, in den Ausläufern des Himalayas.

Auf besonderen Feldern wachsen Reis, Hirse, Karotten, Bohnen, Erdnüsse und Spinat. Frauen und Männer wachen über diese Vielfalt. Sie gehören zur Organisation Navdanya.

„Navdanya“ bedeutet „neun Saatgutarten“.

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Vandana Shiva leitet Navdanya. Anfang der 1990er-Jahre rief sie die Organisation ins Leben.

Vandana Shiva will die Art, wie das 1,2-Milliarden-Einwohner-Land Indien Nahrungsmittel produziert, ändern – grundlegend.

Dazu bringt sie viel mit: Sie ist Physikerin und Umweltaktivistin. Sie kennt sich mit Nahrungsmitteln und Landwirtschaft aus. 1993 wurde sie mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Brot für die Welt arbeitet schon lange mit ihr zusammen.

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Vandana Shiva

Vandana Shiva ist  Ernährungsexpertin und Leiterin der indischen Organisation Navdanya.

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Die große Globalisierung dringt in die Welt der kleinen Bauern. Darüber spricht Vandana Shiva.

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Globalisierung: Das ist der weltweite Handel von Waren. Grenzenlos.

Doch es geht auch um Patente auf Saatgut und um Urheberrecht auf überliefertes Wissen.

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Martin Remppis, Brot für die Welt

Martin Remppis, Berater für Ernährungssicherung und das Recht auf Nahrung bei Brot für die Welt.

Ist es gut, dass es die Konzerne und die Lizenzen gibt? Bei Brot für die Welt arbeitet ein Fachmann zu dem Thema: Martin Remppis.



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Züchtung und Erhalt der Samen dürfen keine Sache der Konzerne sein. Deswegen hat Navdanya Saatgutbanken eingerichtet.

Statt Geld legen die Menschen hier Saatgut an.

Die Familien bekommen das Saatgut kostenlos. Nach der Ernte geben sie die anderthalbfache Menge der Samen der Gemeinschaft zurück – entweder an Navdanya oder direkt an andere Familien.

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Darwan Singh Neghi

Darwan Singh Neghi ist Ausbilder bei Navdanya.

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Darwan Singh Neghi ist Ausbilder auf der Versuchsfarm von Navdanya.

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Vandana Shiva zieht eine Bilanz ihrer Arbeit, die auch mit Spenden an Brot für die Welt möglich wurde:

Mehr als 55 Saatgutbanken gibt es inzwischen, geschätzt mehr als 50.000 Familien haben mit ihrer Hilfe auf ökologischen Landbau umgestellt.

Die Saatgutbanken brachten einen Wachstumsschub – für die leckere und gesunde Vielfalt auf dem Feld.

Dank der Depots wurden vergessene Sorten wiederbelebt – Feldfrüchte, die laut Vandana Shiva völlig zu Unrecht als unmodern und primitiv galten und von den Äckern verschwanden.

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Zurück in den Baumwollgürtel, in den zentralindischen Bundesstaat Maharashtra.

Zurück nach Monoland, der Heimat von Zehntausenden Witwen und Waisen.

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Zurück zu Maya S. Meshram, Witwe im Bundesstaat Maharashtra, und ihren Kindern Ankita, Ashtashita und Surey.

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Es keimt Hoffnung: In Maya S. Meshrams Ort Bhili hat das Team von Navdanya eine Saatgutbank aufgebaut.

100 Sorten sind dort aufbewahrt, kühl und sicher vor Schädlingen; Samen von Reis, Hirse, Weizen, Gemüse, Ölpflanzen und Gewürzen.

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Für Maya S. Meshram, die täglich um das Überleben kämpfen muss, steckt in der kleinen Saatgutbank etwas Großes:

Die Hoffnung, dass es mit nachhaltiger Landwirtschaft einen Ausweg aus der Schuldenspirale gibt.

Und die Zuversicht, ihre Kinder in Zukunft ausreichend und gesund ernähren zu können.

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Gesund ernährt – statt einfach abgespeist. Solidarität im Dorf – statt Einzelkämpfertum im gnadenlosen Strom der Globalisierung.

Vielfalt statt Eintönigkeit.

Leben statt Tod.

Das alles ist beser als Monoland.

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© 2015 Brot für die Welt

Redaktion, Konzept und Produktion: Niko Wald

Text: Karin Billanitsch, Niko Wald
Foto: Thomas Lohnes
Audio: Karin Billanitsch, Doris Hammerschmidt/Tonjuwelen
Video: Thomas Lohnes, Michael Billanitsch, Niko Wald
Animation: Amedick & Sommer
Mitarbeit: Hubertus Tessar (Übersetzung), Kristin Arndt (Beratung)

Vielen Dank an das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) für die Bereitstellung der Pageflow-Plattform.

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